Hermann Mevius (1897 - 1949)

war erster frei gewählter Bürgermeister von Ribnitz nach 1945 (1947-1949)

Sein politischer Werdegang begann 1917 mit der Mitgliedschaft in der USPD.

Später SPD-Mitglied wurde er 1932 jüngster Stadtverordneter in Ribnitz.

1933 war Hermann Mevius kurzzeitig inhaftiert, 1936 lehnte er die Übernahme der Leitung der NS-Gewerkschaft ab.

1939/40 war Mevius Soldat, danach erlangte er Freistellung als kriegswichtiger Facharbeiter.

In Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler 1944 war er wie viele andere ehemalige SPD-Mitglieder für 7 Wochen inhaftiert.

Als im Herbst 1945 die SPD in Ribnitz wieder gegründet wird, ist er deren 2.Vorsitzender. Ab 1946 war Mevius dann Mitglied der SED.

1947 wurde Hermann Mevius zum Bürgermeister gewählt. Sein Bestreben war es, die städtische Wirtschaft wieder funktionstüchtig zu machen. Die ihm  nachgesagte Nähe zur örtlichen Wirtschaft entsprach natürlich nicht den Vorstellungen der Parteifunktionäre, die das angebliche Erstarken der Privatwirtschaft fürchteten.

Sehr zum Missfallen von Parteifunktionären ging Mevius wohl auch gerne Wege an übergeordneten Instanzen vorbei.

Sein Sohn K.-H. Mevius berichtete später von einem Fall, wo sein Vater sich direkt von der sowjetischen Militär-Administration in Karlshorst die Erlaubnis für einen Tauschhandel mit Lübeck geholt haben soll.

Lübeck bekam danach aus Ribnitz Holz und Ribnitz von dort Zement und Reifen.

Es gibt wohl einen Bericht der Kreisparteikontrollkommission folgenden Inhalts zu Hermann Mevius:

„Seine Sowjetfeindliche Einstellung und politische Unfähigkeit und sein Mangel an Parteiverbundenheit sind uns bekannt. Über die Notwendigkeit seiner Absetzung als Bürgermeister ist sich unser Sekretariat im Klaren“

Im Juli 1949 wurde ein Parteiverfahren gegen Hermann Mevius eröffnet,

laut Angaben von K.-H. Mevius sollte es öffentlich am 23.7.1949 durchgeführt werden.

Vorher sollte er aber schon verhaftet werden, damit er auf der Versammlung nicht selber auftreten kann und Missstände zur Sprache bringt.

Angeblich wurde er aber aus Rostock gewarnt und verließ kurz vorher das Rathaus. Damalige Rathausmitarbeiter sollen das Eintreffen von Polizei und Sowjetarmee zwecks Verhaftung von Mevius bestätigt haben.

Hermann Mevius sah offenbar keinen Ausweg für sich und könnte sich in selbstmörderischer Absicht unmittelbar nach Verlassen des Rathauses in Richtung Recknitz begeben haben, denn seine Leiche wurde am darauf folgenden Tag im Torfmoor in der Nähe des Waldkrugs Freudenberg aufgefunden. Das Sterberegister vermerkt Freitod durch Ertrinken.

An seiner Beerdigung nahmen viele Ribnitzer teil. Vom Trauerzug von der Rostocker Straße 14, dem Wohnhaus der Familie, zum Friedhof existieren Bilder. Auch Rathausmitarbeiter missachteten das wohl ausgesprochene Verbot der Teilnahme.

 

Informationen vorwiegend zusammengestellt nach schriftlichen Erinnerungen der Sohnes Karl-Heinz Mevius

Seine Schilderungen belegende Originale sind nicht vorhanden.

Jana Behnke 20.05.2015

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