Robert Lehmann (Juli 1879 – Juni 1891)

Robert Lehmann wurde am 23. Dezember 1832 in Kolberg geboren. Die wiederholte Versetzung des Vaters, der als Artilleriefeldwebel und später im Zeugwesen arbeitete, ließ ihn schon in früher Kindheit die Orte Küstrin und Thorn kennenlernen, ehe die Familie 1842 wieder nach Kolberg zurückkehrte. Dem Vorbild des Vaters und des älteren Bruders folgend schlug Lehmann eine militärische Laufbahn ein. Im Juni 1850 trat er einer Artillerieeinheit bei, in der er neben einer soldatischen auch eine administrative Ausbildung erhielt. Im Jahr 1860 begann er als Hilfszeugfeldwebel in der Königlichen Gewehrfabrik in Danzig. Er erklomm die Karriereleiter und wurde im Februar 1870 zum Leutnant befördert. Schlechte Aussichten auf eine Weiterbeförderung veranlassten ihn, letztendlich seinen Abschied vom Militärdienst zu nehmen. 1873 empfing er seine Verabschiedung „mit Pension, Aussicht auf Anstellung im Civildienste und Erlaubniß zum Tragen meiner bisherigen Uniform“. Im Februar 1875 hatte er den Zuschlag für die Stelle eines Rendanten bei der „Special-Bagger und Baukasse“ in Stralsund erhalten, in der er gegenwärtig tätig war. Lehmann war verheiratet und hatte zwei Söhne, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sieben und elf Jahre alt.

Die Ernennungsurkunde des Berliner Innenministeriums für Robert Lehmann ist auf den 9. Juni 1879 datiert. Die Amtszeit war auf zwölf Jahre begrenzt. Seine offizielle Amtseinführung im Damgartener Rathaus fand am 21. Juli im Beisein von Magistrat und Bürgerschaftlichem Kollegium statt. In diesem Rahmen leistete er den folgenden Eid:

„Ich, Robert Lehmann, schwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, daß nachdem ich zum Bürgermeister der Stadt Damgarten ernannt worden bin, Seiner Königlichen Majestät von Preußen, meinem Allergnädigsten Herrn ich unterthänig, treu und gehorsam sein, und alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach meinem besten Wissen und Gewissen genau erfüllen und auch die Verfassung gewissenhaft beachten will, so wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum zur ewigen Seligkeit. Amen.“

Nach Aufnahme der Amtsgeschäfte verstrich nicht sonderlich viel Zeit, bis ein Teil der Damgartener Bürgerschaft im November Beschwerde gegen die Amtsführung Lehmanns erhob. Der Regierungspräsident ging den nicht genauer benannten Vorwürfen nach, wies diese jedoch Anfang des Jahres 1880 ab. Die angestellten Untersuchungen schlossen mit dem Ergebnis, dass „diese Beschwerden in keinem Punkte hier als berechtigt anzuerkennen (sind)“. Für die nächsten Jahre kehrte etwas Ruhe in die Verwaltung ein. Der Stand Lehmanns in Damgarten blieb kein leichter, denn Ende 1889 berichtete er der Regierung von „Denunciationen“ gegen seine Person.

Am 1. Oktober 1888 war die untere Forstkasse von Kenz nach Damgarten verlegt worden. Bürgermeister Lehmann übernahm die Verwaltung der Kasse bei einem jährlichen Zuverdienst von 300 Mark zzgl. 150 Mark Aufwandsentschädigung.

Für den Magistrat kam eine zweite Amtszeit Lehmanns nicht in Frage. Nach erfolgter Sitzung am 3. Juli 1891 unterbreiteten die Magistratsmitglieder der Regierung die folgenden drei Namensvorschläge: Favorit war der Bürovorsteher Hans Kunzig aus Neustettin; an zweiter Stelle folgte der Bürovorsteher Theodor Lohser aus Eberswalde und an dritter Stelle der Stadtsekretär Emil Plewka aus Glückstadt. Eine Auswahl, deren Reihenfolge auf Unverständnis bei der Regierung stieß: „(…) Es muß befremden, daß der Magistrat in erster u(nd) zweiter Linie seine Wahl auf praktisch nicht vorgebildete Personen gelenkt hat (…).“ Praktische Erfahrungen, die allein Emil Plewka vorweisen konnte.

Robert Lehmanns „dienstliches Wirken“ in Damgarten nahm hingegen erst am 31. März 1892 ein Ende. Bis dahin hatte er weiterhin die Forstkasse geführt, die nun aufgelöst wurde. Daraufhin schrieb er dem Regierungspräsidenten, um ein abschließendes Zeugnis bittend, dass er „zur totalen Unthätigkeit verurtheilt (sei)“. Weil er sich aber noch „thatkräftig fühle“, werde er seinen Wohnsitz nach Greifswald verlegen, um sich „den dortigen Behörden zur Verfügung zu stellen“. Lehmann hob hervor, dass er während seiner Amtszeit die neuen „sozialpolitischen Gesetze als Wiederbelebung des Innungwesens“ eingeführt habe. Jan Berg

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