Sanitätsrat Dr. Bruno Joseph (1861- 1934)

war ein angesehener Arzt und setzte sich als Kommunalpolitiker für die Verbesserung der Lebensbedingungen in der Stadt ein.

Bruno Joseph wird am 13. Dezember 1861 in Pyritz in Pommern geboren. Nach dem Abitur studiert er in Berlin und Greifswald Medizin. 1885 lässt er sich als Arzt in Ribnitz nieder. 1889 heiratet er eine Enkelin des Ribnitzer Kaufmanns Jacob Hirsch Wolff, 1893 und 1895 werden die Töchter Helene und Annemarie geboren. 1898 lässt Dr. Joseph das rote Backsteinhaus in der Langen Straße 13 bauen, das fast 60 Jahre lang der Familie Joseph und später der Familie der Tochter Annemarie Wohnung und Arbeitsstätte sein soll. Hierher kommen die Kranken aus Ribnitz und Umgebung, denn Dr. Joseph hat sich schnell einen guten Ruf erworben. Dieser ist nicht nur seiner ärztlichen Kunst geschuldet, sondern auch seiner sozialen Einstellung. So kommt es vor, dass er keine Rechnungen schreibt, damit Patienten nicht aus finanzieller Not den Arztbesuch scheuen.

Die Verbesserung der allgemeinen Volksgesundheit liegt Dr. Joseph sehr am Herzen. Auch aus diesem Grund engagiert er sich ab 1912 als Kommunalpolitiker.

1918 erklärt er sich als einer der ersten bereit, in der neuen, nun demokratisch gewählten Stadtvertretung mitzuarbeiten. Bei der Stadtverordnetenwahl am 29. Dezember 1918 steht er ganz oben auf der "Konservativen Liste". Mit überwältigender Mehrheit gelingt ihm der Sprung ins Stadtparlament, das ihn zu seinem Vorsteher wählt. Diese Funktion hat er bis 1927 inne.

Die folgenden Jahre sind geprägt von der Wahrnehmung seiner politischen und sozialen Verantwortung. In der Praxis entlastet ihn ab 1919 zunehmend sein Schwiegersohn Dr. Ludwig Thron.

Vehement setzt er sich für den Bau des Ribnitzer Wasserwerks sowie den Ausbau der Kanalisation ein. Federführend ist er auch bei Beschlüssen zum Ausbau der Stromanschlüsse, der weiteren Straßenpflasterung und zum Bau der Fischlandchaussee. Auf Mitinitiative von Dr. Joseph entsteht 1922 eine Notstandsküche im alten Predigerhaus in der Predigerstraße. 

Doch das veränderte politische Klima hat keinen Platz mehr für einen liberalen Demokraten jüdischer Herkunft.
Bei der Kommunalwahl 1930 erhält er als Kandidat der Unabhängigen Liste nur 99 Stimmen und wird nicht wiedergewählt.
1934 stirbt Dr. Bruno Joseph. Nachfolger in der Praxis ist sein nicht-jüdischer Schwiegersohn Dr. Ludwig Thron. Ihm ist es zu verdanken, dass seine Frau Annemarie geborene Joseph als sogenannte „Volljüdin“ die Zeit des Nationalsozialismus unbeschadet überstehen kann.

2016 würdigte der Rotary-Club Ribnitz-Damgarten die Verdienste von Dr. Bruno Joseph mit einer Gedenktafel, die im Foyer des Ribnitzer Rathauses angebracht ist.

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