Das Geschäftsleben in Ribnitz 1946

Die Arbeitswelt ist einem stetigen Wandel unterworfen. Die Berufsbilder müssen sich den gesellschaftlichen Veränderungen und menschlichen Bedürfnissen anpassen. Dies hat zur Folge, dass einzelne Berufe und Dienstleistungen aus dem Alltag verschwinden, neue entstehen. Ein kleiner Spaziergang durch das Ribnitz der unmittelbaren Nachkriegszeit 1946 verdeutlicht dies.

Für die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sorgten 13 städtische Bäcker und neun Fleischer. Ferner erweiterten zwei Gemüse- und vier Milchhändler das Speiseangebot. Für die Belieferung mit Obst, gemüse und Kulturpflanzen konnte auf die Erträge von acht Gärtnereien zurückgegriffen werden. Ferner versüßten zwei Konditoren versüßten den Ribnitzern das Leben.

Viele Dinge des Alltags, von der Seife über die Bürste bis zum Kaffee, konnten in einem der 23 so genannten Kolonialwarenläden eingekauft werden. Hierbei stammte ein Teil der Bürsten aus der heimischen „Bürstenfabrik“ Krenzien in der Steinstraße.

Um ordentliches Schuhwerk kümmerten sich nicht weniger als 17 Schuhmacher. Sie bildeten die größte Berufsgruppe des Handwerks in der Stadt. Eine kostengünstige Alternative zum Kauf von Lederschuhen boten die beiden Pantoffelmacher, Marz in der Neuhöfer Straße und Mierke im Nördlichen Rosengarten. In der Mühlenstraße war zudem die Holzschuhfabrik Dittmer ansässig. In dieser entbehrungsreichen Zeit gehörten einfache Damenschuhe mit Holzsohle und Stoffbesatz zum Standardsortiment Dittmers. Elf Schneider sorgten mit Nadel und Faden für ein ansprechendes Äußeres. Sieben Frisöre widmeten sich mit Schere und Rasiermesser den Ribnitzer Köpfen.

Um die Gebäude in der Stadt kümmerten sich fünf Baubetriebe und zwei separat arbeitende Maurer. Acht Maler, sieben Dachdecker und genau so viele Elektriker, fünf Klempner, zwei Glaser und ein Fliesenleger komplettieren das Bild. Um die Inneneinrichtung kümmerten sich zehn Tischler. Wobei einige die Möbel- mit der Sargtischlerei kombinierten. Weiterhin konnten die Kunden die Dienste von zwei Steinmetzen, einer Zimmerei, eines Brunnenbauers und einer Drechslerei in Anspruch genommen werden.

Täglich wurde das Feuer in zwei Schmieden entfacht. Fünf Schlosser bearbeiteten Metall. Bereits fünf Autoschlosser reparierten die fahrbaren Untersätze ihrer Kunden. Ferner werden zwei Mechaniker aufgeführt. Filigraneren und manchmal kostbareren Arbeiten widmeten sich die beiden Goldschmiede und die fünf Uhrmacher der Stadt.

Zu den Berufen, die im heutigen Alltag keine zentrale Rolle mehr spielen, gehören die beiden Töpfer, Martens in der Alten Klosterstraße und Wasmuth in der Langen Straße. Dieses Schicksal teilen Böttcher Waack in der Langen Straße, Korbmacher Helms und Kürschner Petersen in der Langen Straße, die Stellmacher Schwart im Nördlichen Rosengarten und Wulf in der Mühlenstraße, sowie die vier städtischen Sattler. Die Seilerei Griesbach wiederum befand sich in der Damgartener Chaussee. Vor der heutigen nahezu durchgängig industriellen Massenproduktion fanden die Ribnitzer den Weg zum Böttcher, um von ihm aus Holz gefertigte Fässer, Zuber oder Tonnen zu kaufen. Der Sattler verarbeitete Leder zu Sätteln, Gurten, Riemen, aber auch Taschen und Lederkoffern. Die Felle vorwiegend aus der privaten Kleintierzucht fanden den Weg zum Kürschner, der aus ihnen Pelzprodukte herstellte. Für die Reparatur der hölzernen Räder, Wagen und Arbeitsgeräte waren die beiden Stellmacher verantwortlich.

Nach einem langen Arbeitstag suchten die Ribnitzer gern eine ihrer 14 Gaststätten auf. Für die Versorgung mit Bier und anderen Getränken sorgten emsig die beiden Bierverleger in der Stadt, Freymann im Mittelweg und Wunderlich in der Neuen Klosterstraße. Sollte doch mal nach einer durchzechten Nacht der Schädel brummen, konnte Hilfe in einer der vier Apotheken/Drogerien gesucht werden. Jan Berg

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